Jetzt beginnt die Zeit des Reisens. Das habe ich tatsächlich lange nicht mehr gemacht. Einfach in den Bus steigen und von einem Highlight zur nächsten Sehenswürdigkeit reisen, so wie ich es 16 Jahre lang jedes Jahr gemacht habe. Ich hatte gut 2,5 Wochen Zeit dafür bevor mein Visa auslief, welches leider nicht verlängert werden konnte.
Malang
Ich wollte noch keine großen Sprünge machen und somit entschied ich mich in die nächst gelegene Stadt Malang zu fahren. Nach etwa 4 Stunden bat ich den Busfahrer mich rauszulassen. Ich hatte keine Ahnung wo der Bus Terminal war aber laut meiner Karte entfernte ich mich immer weiter von meiner Unterkunft. Also schnell raus hier. Ein Grab-Taxi, das Uber in Indonesien, brachte mich in gut 15 Minuten zurück zu dem Ort wo meine Unterkunft ist – im Blauen Dorf.
Das Blaue Dorf und das Bunte Dorf
„Arema Blue Village“ oder „Kampung Bira Arema“ wie das Blaue Dorf auch genannt wird, hat eine ganz eigene Geschichte. Die Menschen auf Java lieben Fußball und in Malang heißt ihr Fußballclub „Team Arema“, dessen Vereinsfarbe Blau ist. Aus Liebe zu ihrem Team, strichen die Bewohner ihre Häuser komplett in Blau, was es zu einem echten Hingucker in der Stadt macht und einen ganz eigenen Flair besitzt.
Gleich nebenan, auf der anderen Seite der Brücke Brantas und auch am Brantas Fluss gelegen, liegt das „Kampung Warna Warni Jodipan“ – Das Bunte Dorf. War es noch vor ein paar Jahren ein katastrophaler Slum, ist es heute ein auffälliger bunter Ort Mitten in Malang. 2016 haben Studenten der lokalen Universität zusammen mit einem Farbhersteller das Dorf bunt gestrichen um es attraktiver zu machen. Es folgte eine große Aufräumaktion und der einstige Slum wurde zu einem echten Touristenmagnet. Für nur 3.000 IDR (0,20 Euro) kann man durch das Dorf schlendern und unterstützt damit zusätzlich die Einwohner.
Allah so nah
Meine Unterkunft habe ich über AirBnB gefunden. Ein wunderschönes und super gemütliches Zimmer mit eigenem Bad und Balkon für nur 15 Euro pro Nacht. Solltet ihr beim Anblick der Bilder auf den Geschmack gekommen sein, sollte ich eines erwähnen: Ungefähr 2 Meter, ja genau 2 Meter maximal 3 Meter entfernt steht eine Moschee und jeder der sich ein bisschen mit dem Islam auseinandergesetzt hat weiß, das der Muezzin oder der Imam 5 Mal am Tag und Nacht zum Gebet aufruft. Seine Worte auf arabisch wie „Allah ist groß“ schallen mittels eines Lautsprechers lautstark über das ganze Dorf und er ist wahrhaftig nicht der Einzige aber er ist der Nächste zu diesem Zimmer.
Tumpak Sewu
Von Malang aus wollte ich unbedingt zu den „1.000 Wasserfällen“ – so wird der Tumpak Sewu wörtlich übersetzt. Am Fuße des aktiven Vulkans Semeru und höchster Berg Javas liegt dieser einzigartige Ort, der mir von Alfi auf der Plantage empfohlen wurde und die Bilder im Internet sagen alles. Ein Wasserfall der seinesgleichen sucht.
Um dorthin zu kommen, gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann eine Tour buchen oder man nimmt den lokalen Bus. Ich entschied mich für letzteres. Für 4,20 Euro stieg ich in einen klapprigen Bus und zusammen mit ausschließlich lokalen Passagieren ging die 4-stündige Reise los.
An diesem Tag regnete es in Strömen – auch in den Bus tropfte es unentwegt. Über Scheibenwischer verfügte dieses Gefährt auch nicht. Aber der Fahrer hatte alles im Griff und mit vereinten Kräften aller setzen sie mich in der Nähe des Tumpak Sewu bei meiner nächsten Unterkunft ab.
Obwohl es nur 5 Minuten Fußweg war, kam ich völlig durchnässt im Homestay D’Corner an. Aris empfang mich sehr freundlich mit dem Hinweis, dass es seit über einer Woche durchweg regnet. Die Folgen sollte ich ca. 30 Minuten später spüren. Unmittelbar hinter dem Homestay verläuft ein Fluss. Es ist eher ein größerer Bach der sich aber plötzlich in einen reißenden Fluss verwandelt hat und alles mit sich nahm. So auch eine Brücke der einzigen Verbindungsstraße zu Malang. Alles kam zum Erliegen. Das saß ich nun. Ohne Strom, ohne Idee wie es weitergeht aber immerhin ein Dach über dem Kopf.
Am nächsten Tag hörte der Regen etwas auf und ich machte mich auf zum Tumpak Sewu. Schließlich war ich deswegen hier. Natürlich war kein einziger Besucher weit und breit aber vom Wasserfall war auch nicht so viel zu sehen. Durch die feucht-warme Luft hat sich Nebel über die Schlucht gelegt, der die Wasserfälle nur teilweise ab und zu freigab. Normalerweise kann man hinunter gehen, aufgrund der Wassermassen war der Zugang natürlich gesperrt. Das war auch absolut ok für mich, denn die Treppe nach unten war extrem steil, was nur Futter für meine Höhenangst bedeuten würde.
Gunung Bromo
Wenn ich mal in Indonesien bin, speziell auf Java, dann muss ich zum Bromo. Dieser 2.329 Meter hohe Vulkan stand ganz oben auf meiner Wunschliste. Und dieser Wunsch sollte sich mehr als erfüllen.
Nach dem beim Tumpak Sewu der öffentliche Nahverkehr zum Erliegen kam, fuhr mich Aris mit seinem Bruder zum Bromo. Nach 6 Stunden Autofahrt kamen wir in Cemoro Lawang an. Wir hielten direkt an dem Aussichtspunkt im Ort an. Aris wollte ihn mir zeigen und da lag er vor mir: Der Gunung Bromo und direkt neben ihm der Gunung Batok. Es war ein fantastischer Blick. Doch jetzt ging es erstmal zum Homestay. Ich hatte keine Ahnung wo es hinging. Aris hat einen Freund in Cemoro Lawang und der hat ein Homestay für einen guten Preis. Mein Vertrauen sollte belohnt werden. Nur 3 Gehminuten vom besagten Aussichtspunkt wurde ich in mein neues Heim geführt. Ein Zimmer mit einer Terrasse und warmer Dusche für umgerechnet 12 Euro pro Nacht inkl. Frühstück. Sofort verlängerte ich meinen Aufenthalt und blieb ingesamt 5 Nächte.
Bromo für low budget
Natürlich kann man, sogar auch von Malang aus, den Bromo an einem Tag mittels einer Tour erleben. Zwischen 60 und 90 Dollar kostet eine Jeep-Tour die morgens um 3:30 beginnt, dich auf einen Aussichtspunkt fährt um den Sonnenaufgang zu sehen um danach zum Kraterrand des Bromo zu fahren. Natürlich bist du da nicht allein. Hunderte von Jeeps rattern durch die Straßen von Cemoro Lawang. Bis ca. 10 Uhr morgens kann man die vielen parkenden Jeeps auf dem Sandmeer unweit des Kraters beobachten.
Gegen 11 Uhr ist dann meine Zeit. Direkt neben dem Aussichtspunkt verläuft ein kleiner Trampelpfad. Diesen benutzen meist Einheimische, die mit ihren Pferden hinunter zu den Jeeps reiten um dort Touristen den langen Weg zum Krater auf dem Pferderücken anzubieten.
Nach ca. einer Stunde stand ich auch auf dem Kraterrand des Bromo. Und zwar fast alleine. Die Touren waren beendet und so hatten alle anderen mehr Platz und Zeit um sich in Ruhe auf dem Krater umzuschauen und die atemberaubende Landschaft zu genießen. Es war wirklich beeindruckend in den Schlund des Vulkans zu blicken und eine Ahnung von der Kraft der Natur zu bekommen.
Früh am nächsten Morgen, mal wieder geweckt von den lautstarken Motoren der Jeeps, entschied ich mich für den Sonnenaufgang. Ich ging zu einem Platz, den ich am Tag zuvor entdeckt hatte. Während sich die Touristen am King Kong Hill die Füße gegenseitig platt treten, war ich hier nahezu allein. Nur zwei weitere Touristen und eine Einheimische teilten mit mir das Erlebnis des Sonnenaufganges am Bromo. Das Sandmeer lag komplett in den Wolken und über der Szenerie lag eine friedvolle Stimmung. Dieser Ort ist wirklich etwas ganz besonderes.
Unerwartete Begegnung
Aris empfahl mir in dem Restaurant „Kusuma Kitchen“ zu essen. Doch nach meinem ersten Besuch hatte ich genug. Das Restaurant ist wirklich sehr schön eingerichtet. Allerdings saßen ausschließlich auf ihre Handys starrende Touristen an jedem Tisch. Das Essen ist gut aber auch teuer. Also entschied ich, mich am nächsten Tag im Dorf umzusehen und landete in einem der Warungs. Ein Warung ist ein kleines, lokales Restaurant. Sussi begrüßte mich herzlich und gab mir etwas zu essen. Und was soll ich sagen? Es schmeckte himmlisch. Es war so gut, dass ich am nächsten Tag gleich wieder hinging und neben dem leckeren Essen, plauderte ich ein bisschen mit Sussi. Eine offene, herzliche Frau die gern lacht. Wir verstanden uns sofort und ich wurde für die Tage in Cemoro Lawang zu ihrem Stammgast.
An meinem vorletzten Tag stellte sie mich ihrem Bruder vor. Sein Name ist Rudy und er war vor Covid 19 ein Guide. Jetzt arbeitet er in einem Büro im Dorf und isst Mittags immer im Warung seiner Schwester. Wir unterhielten uns ein bisschen und dann lud er mich zu sich nach Hause ein. Ich solle ein paar Tage bleiben und er zeige mir die Gegend und kann sein Englisch verbessern. Wohnen unter Locals. Das Angebot war mehr als verlockend für mich. Allerdings hatte ich schon alles für die Weiterreise organisiert. Ich vertröstete ihn auf ein paar Tage später. Ich würde zurück kommen und dann ein paar Tage bleiben.
Wie es auf meiner Reise weitergeht, könnt ihr im zweiten Teil lesen. Und jetzt genießt meinen Film zum ersten Teil „Unterwegs auf Java“