Nach drei Wochen auf Ibiza ging es jetzt endlich los. Ich machte mich auf nach Panama. Das bedeutete, dass ich drei Tage unterwegs sein werde. Von Ibiza über Malaga nach Granada über Madrid nach Panama City um dann zu den Bocas del Toro zu fliegen und mit dem Wassertaxi circa 5 Minuten zur Insel Bastimentos zu fahren. Von einer Insel in Europa zur anderen Insel in Mittelamerika, das ist mal ein Inselhopping der etwas anderen Art.
Um 21 Uhr Ortszeit erreichte ich Panama City. Rechnet man 6 Stunden drauf landet man bei der Mitteleuropäischen Zeit.
Mit dem Taxi fuhr ich durch die Hochhäuser der Stadt, die direkt an der Küste und unweit des Panamakanals liegt. Mein Ziel ist das Casco Viejo. Das alte Viertel der Stadt ist viel gemütlicher und hat durch seine Kolonialbauten einen ganz eigenen Flair.
Heute, am 04. November ist Flag Day in Panama. Seit 1903 ist Panama unabhängig von Kolumbien und das wird mit dem Flag Day gefeiert. In dieser Zeit ist das ganze Land mit der Nationalflagge geschmückt. Die panamaische Flagge symbolisiert die politische Situation zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit — das Blau steht für die Konservative Partei, das Rot für die Liberale Partei und das Weiß für Reinheit und Frieden.
Zum dritten Mal bin ich nun in Panama City und muss mir daher nicht mehr viel ansehen. Wer die Stadt besuchen will, dem empfehle ich wirklich sich ein Hostel oder Hotel im Casco Viejo zu suchen um von dort aus Unternehmungen wie die Miraflores-Schleusen des Panamakanals zu besichtigen oder einen Tagesausflug zur Insel Taboga zu machen. Oder einfach durch Casco Viejo zu schlendern und sich treiben lassen. Diese Gegend ist wirklich sicher und es gibt viele schöne Bars, Restaurants und gemütliche Cafés.
Meine Empfehlung für den Abend ist das Marzola Parrilla Argentina. Die Bar und gleichzeitig das Restaurant ist nicht ganz günstig, dafür aber sehenswert. Die Einrichtung ist außergewöhnlich mit viel Liebe zum Detail. Ein Cuba Libre mit Abuelo Rum ist ein Muss.
Für den Kaffee am Morgen danach ist das Café Ruigar perfekt. Es ist sehr gemütlich eingerichtet und das wirklich freundliche Personal serviert Kaffee natürlich aus Panama und eine gute Auswahl an Frühstück.
Nach einer Nacht im Hostel Magnolia Inn zusammen mit elf anderen Personen im Raum, ging es für mich weiter zu den Bocas del Toro. Eine Inselgruppe im Nordwesten Panamas und eine Flugstunde von Panama City entfernt. Ich lande in Bocas Town auf der Isla Colon. Von hier aus geht es mit dem Wassertaxi zur Isla Bastimentos. Mein endgültiges Ziel. Vor gut 10 Jahren war ich das letzte Mal hier und es hat sich kaum etwas verändert, außer dass das Hostel von damals nicht mehr betrieben wird und vor sich hin rottet. Ein Jammer.
Doch der kleine Ort Old Bank ist voller Leben und irgendwo ist immer Musik zu hören. Ich war froh endlich angekommen zu sein.
Nur wenige Schritte vom Anleger entfernt liegt das Hostel Beverly’s Hill. Hier werde ich die nächste Zeit verbringen. Dami begrüßte mich mit einem Lächeln. Sie kümmert sich momentan um das Hostel, weil Simon, der eigentliche Besitzer gerade in Spanien ist.
Wir leben hier in einer Art WG. Jede hat ihr Zimmer mit eigenem Bad und abends kochen wir meistens zusammen. Dami zeigt mir wie man die Panamäischen Gerichte zubereitet. Die Arbeit am Tag teilen wir uns. Zimmer herrichten, Gäste empfangen, den Garten und die Aufenthaltsbereiche der Gäste säubern und Wäsche waschen. Es ist überschaubar allerdings bei mindestens 26 Grad und gefühlt 85% Luftfeuchtigkeit auch ganz schön schweißtreibend.
Im November ist noch Regenzeit auf den Bocas. Wer jetzt karibische Bilder erwartet oder befürchtet den muss ich noch enttäuschen. Die beste Reisezeit beginnt erst im Dezember.
Bekannt ist die Insel unter anderem für den Wizard Beach. Etwa 20 Minuten führt ein feuchter Trampelpfad durch den Dschungel auf die andere Seite der Insel. Wizard Beach ist ein einsamer Strand. Umgeben vom Dschungel hört man schon von weitem das Rauschen der Brandung. Hier bin ich direkt in den Atlantik gesprungen um mich abzukühlen. Aber das Wasser ist wärmer als meine Dusche im Hostel. Egal, ich war da wo ich gerade sein wollte und genoss den Blick auf das Meer.
An meinem freien Tag bin ich mit dem Wassertaxi nach Bocas Town gefahren. Die Hauptstadt der Insel Colon hat etwa 13.000 Einwohner und ist vor allem bei Touristen beliebt. Hier gibt es viele Restaurants, Cafés, Bars und Supermärkte.
Mein Plan ist ein Fahrrad für 10 Dollar zu mieten um zum Playa Boca del Drago zu fahren. Etwa 17 Kilometer auf einer teilweise befestigten Straße durch den Dschungel liegen vor mir. Ich könnte auch mit dem Bus fahren aber das wäre ja zu einfach. Die Insel ist nicht flach sondern eher hügelig und wie schon erwähnt ist die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Mein Fahrrad ist eher ein Cruiser mit nur einem Gang und einer Rücktrittbremse. Ich hätte auch ein E-Bike mieten können aber auch das wäre ja zu einfach.
Ich verlangte dem Material einiges ab und fuhr durch das Herz der Isla Colon. Aus dem Dickicht des Dschungels drangen für mich neue Geräusche. Bunte Vögel flogen vorbei und überall tropfte es von der Feuchtigkeit. Immer wieder musste ich einen Hügel hinauf schieben. Es war einfach mal zu anstrengend. Ich sah hoch in die Bäume in der Hoffnung ein Faultier zu entdecken. Doch ich hatte kein Glück. Dafür entdeckte ich kleine Affen die von Baum zu Baum sprangen.
Nach gut 1,5 Stunden erreichte ich den Strand. Kleine bunte Häuser ragten aus dem Grün und einige Restaurants und Beach Bars erwarteten die Touristen.
Von hier aus kann man mit dem Wassertaxi auch andere Strände und Inseln erkunden wie zum Beispiel den Starfish Beach. Doch das hebe ich mir für das nächste Mal auf.
Gerade als ich mich auf den Rückweg machen wollte fing es an zu regnen. Und wenn es hier regnet dann meist heftig und auch mal etwas länger. Zuerst stellte ich mich unter doch dann kam meine Ungeduld wieder hoch und ich fuhr los als der Regen sich zu einem Niesel entwickelt hat.
Im Nu war ich durch und durch nass. Ganz allein auf weiter Flur stellte ich mich mit meinem Fahrrad an einer verlassenen Hütte in einem kleinen Dorf mitten im Dschungel unter. Der Niesel wurde nur bedingt weniger und weckte in mir hamburgische Heimatgefühle. Jetzt aber weiter. Taxis und Busse fuhren an mir vorbei. Sie hatten bestimmt Mitleid, hielten aber nicht an.
Gut eine Stunde später kam ich völlig nass und hungrig in Bocas Town wieder an und der Regen hörte auf. Ich hatte noch nicht genug. Ich wollte nochmal los doch mein Fahrrad wollte nicht mehr. Der vordere Reifen hatte einen Platten. Zum Glück war die Station wo ich es gemietet hatte nicht weit weg. „Das kommt von der Wärme“ erklärte mir die Mitarbeiterin und gab mir ein anderes Fahrrad. Mit etwas Essen im Magen und einem neuen Fahrrad, machte ich mich wieder auf zum nächsten Strand, dem Playa Bluff. Etwas 30 Minuten mit dem Fahrrad liegt der Stand im Nordosten von Colon. Nicht nur bei Surfern beliebt zieht sich der Playa Bluff nahezu unendlich weit und läd zu einem Spaziergang entlang der Palmen und der Brandung ein. Charakteristisch ist der rote Sand und die perfekten Bedingungen für Surfer.
Auf der noch schlechter befestigten Straße machte ich mich dann am späten Nachmittag auf den Rückweg. Mein Hintern und meine Beine schmerzten. Gut 40 Kilometer hatte ich heute gerissen.