Inzwischen bin ich fünf Wochen auf dieser wundervollen Insel und es ist Zeit sie ein bisschen vorzustellen.
Die Isla Bastimentos ist eine der größten Inseln der Bocas del Toro. Sie ist vor allem bekannt für ihre Strände – dem Wizard Beach und dem Red Frog Beach. Zum Wirzard Beach kommt man über einen Trampelpfad durch den Dschungel, der von der einzigen, nennen wir sie Straße, abgeht. Man muss die Abzweigung schon kennen. Es regnet sehr oft hier und der Weg wird dann zu einer echten Rutschpartie im knöcheltiefen Schlamm. Aber wenn man den Weg gemeistert hat wird man mit einem unendlich wirkenden weißen Sandstrand am stahlblauen Meer in dem sich die Wellen brechen belohnt. Direkt am Dschungel liegt der Wizard Beach und durch seine Weitläufigkeit hat man ihn eigentlich immer für sich. Er gilt als einer der schönsten Strände von ganz Bocas.
Gleich nebenan liegt der Red Frog Beach. Wenn man abenteuerlustig ist dann kann man über einen weiteren Trampelpfad vom Wizard zum Red Frog Beach durch den Dschungel gehen. Hier ist aber ein bisschen Orientierung und Geschick gefragt denn der Weg ist teilweise schwer zu finden. Am besten alles ohne Schuhe bestreiten. Das macht es wesentlich einfacher und man spürt den Dschungel unter seinen Füßen.
Der Red Frog Beach ist auch mit dem Boot zu erreichen. Dann muss man allerdings 5 Dollar Eintritt bezahlen. Wie auch immer man dahin gelangt, der Red Frog ist wunderschön was auch Touristen finden und hier gibt es so einige davon. Verständlich denn hier stehen die schicksten Hotels, gefühlt weit weg vom Rest der Welt.
Viele Touristen kommen von Bocas Town für einen Tagseausflug nach Bastimentos. Ich habe hier sowas wie ein Zuhause gefunden und bin gerne unter den Menschen im Dorf. Ich musste nach zwei Wochen das Hostel verlassen weil ein Gast während meiner Aufenthaltszeit eine schlechte Bewertung auf einer Onlineplattform abgegeben hat. Es hatte nichts mit mir zu tun aber einer muss ja den schwarzen Peter bekommen. Im Nachhinein war es mein Glück denn ich habe einen Platz direkt am Wasser gefunden. Das Meeresrauschen begleitet mich Tag und Nacht und hier kann ich stundenlang auf meiner Terrasse sitzen und den Wellen zugucken während mir immer eine frische Brise um die Nase weh. Lockout Point Cabins ist für mich der beste Platz auf der ganzen Insel. Lily und Dan sind immer für einen kleinen Plausch zu haben oder teilen mit mir locale Spezialitäten wie pure Schokolade oder Früchte aus dem Dschungel.
Dami und ich sind inzwischen Freunde geworden. Wir sehen uns fast jeden Tag. Ich komme mal vorbei, mal kochen wir, mal trinken wir etwas und mal gehen wir danach auch noch los. Bastimentos hat zwei Bars. Beide Bars stehen, wie auch viele Häuser, auf Stelzen auf dem Wasser. Das hat seinen besonderen Charme wenn man dann auf dem Holzsteg oder auf der Holzterrasse der Bar unter dem Sternenhimmel bei sommerlichen Temperaturen sich einfach zu der karibischen Musik treiben lässt.
Gerade als weiße, alleinstehende Frau ist man bei den lokalen Männern natürlich interessant. Denn hier sind alle schwarz. Die Männer sind höflich. Sie fordern dich zum Tanz auf und bringen dir geduldig den karibischen Standardtanz bei.
Auf Bastimentos hat sich eine eigene Sprache entwickelt. Sie wird nur hier gesprochen und ist eine Mischung aus Englisch, Französisch und Spanisch. Nach dem der Panama Kanal fertig gebaut worden ist, sind viele Arbeiter geblieben. Und diese haben sich dann auch auf Bastimentos niedergelassen. Um sich unter den verschiedenen Nationen verständigen zu können hat sich die Sprache Guari Guari entwickelt. Ich finde es bemerkenswert denn hier leben nur knapp 2.000 Menschen. Bocas Town ist 5 Minuten mit dem Wassertaxi entfernt und dort versteht keiner Guari Guari. Die Menschen von Bastimentos erkennen sich in ganz Panama allein aufgrund dieser Sprache.
Ich habe hier wundervolle Menschen getroffen und kennengelernt. Inzwischen kann ich gar nicht mehr durch das Dorf gehen ohne mit einem kurz gesprochen zu haben. Die Menschen hier sind offen, aufgeschlossen und grüßen nahezu immer. Ein paar möchte ich erwähnen, die ich besonders ins Herz geschlossen habe.
Allen voran natürlich Dami. Sie ist eine überzeugte alleinstehende Frau und hat eine 24 jährige Tochter. Sie will keinen Mann und das ist natürlich reizvoll für andere Männer. Mit ihren 48 Jahren bekommt sie auffallend oft Fotos von des Mannes besten Stücks. Natürlich zeigt sie mir jedes einzelne. Ob ich es will oder nicht. Aber entscheiden tut sie sich für keinen der Männer.
Louis, mein Sonnenschein. Er hat mich eines Tages auf der Straße angesprochen. Seit dem haben wir uns zuerst nur abends in der Bar zufällig getroffen. Und immer wenn wir uns sahen war es so als ob wir schon ewig gute Freunde wären. Inzwischen sehen wir uns öfter. Er ist ein bisschen hektisch und ein sehr eifriger Mensch. Mit 35 Jahren ist er bereits geschieden und hat drei Kinder Sein Charakter ähnelt dem eines kleinen Jungen und er ist immer sehr gut drauf, stets mit einem Lächeln im Gesicht. Und wie ich erfahren durfte ist er ein hervorragender Koch.
Andy treffe ich eigentlich immer irgendwo im Dorf. Ihn habe ich bei Dami das erste Mal getroffen und seit dem kann ich nicht an ihm vorbei gehen ohne das er mich anspricht und wir kurz reden. An einem Tag hab ich ihn auf dem Weg zum Strand getroffen. Er saß in einer Gruppe von Leuten und sprach mich natürlich an: „Hey, willst du zum Strand?“ „Ja“ sagte ich „Ich will ein bisschen schwimmen. Kommst du mit?“ „Nein, ich habe keine Badehose an“ gab er zurück. Frech wie ich bin antwortete ich „Na dann schwimm doch nackt“ Alle lachten und ich ging meines Weges. Einige Minuten später holte mich Andy auf dem Weg zum Wizard Beach ein und tatsächlich zog er am Strand all seine Sachen aus und sprang in die Fluten. Ich muss sagen, ich war beeindruckt. Und damit meine ich das er das durchgezogen hat.
Antoine habe ich in der Cocos Bar getroffen. Er hat mich zum Tanz aufgefordert und ab dem Zeitpunkt haben wir den Abend zusammen verbracht. Er zeigte mir sein Boot und wir fuhren zur anderen Bar und wieder zurück. Statt mit einem Auto gibt man hier mit einem Boot an denn Autos gibt es auf Bastimentos nicht. Antoine ist ein großer schlanker Mann mit langen Rastas und großen Augen. Mit seinen 33 Jahren bietet er Surftouren an, will aber immer in die große weite Welt hinaus. Er liebt es zu reisen und seit heute ist er für 3 Monate in die USA gegangen.
Noch vor gut zwei Monaten durfte keiner covid-bedingt das Haus verlassen und jetzt herrscht hier das pure Leben. Wenn die Sonne untergeht kommen alle aus ihren Häusern. Kinder spielen auf dem Weg und die Erwachsenen kommen zusammen und unterhalten sich. Es liegt fast immer Musik in der Luft. Am 23. November wurde Basti Dia gefeiert. Das kann man mit einem Stadtfest vergleichen. Die Menschen feiern einen Tag ihre Insel, die sie liebevoll Basti nennen. An dem Tag gibt es Rum sowie Essen gratis. Was nicht immer von Vorteil ist, vor allem was den Rum betrifft denn den trinkt man hier pur.
Das Dorf putzt sich Tage vorher heraus. Es wird gestrichen und gemauert, Rasen gemäht und alles geputzt um für den großen Tag alles schön zu haben. Und das war es auch. An Basti Dia ist das ganze Dorf eine einzige Party.
Am 08. Dezember ist hier Muttertag. Natürlich wird das auch gebührend gefeiert. Die Männer müssen den Müttern an diesem Tag einen ausgeben. Es spielt übrigens keine Rolle ob es ein Wochentag ist oder am Wochenende. Es kann immer gefeiert werden.
Es ist hier eine kleine ganz eigene Welt, die wenn man von Bocas Town kommt, so ganz anders erscheint. Und genau das macht Basti aus.